Zum Glück nicht echt

MANV-Übung simuliert Massenanfall von Verletzten

Der Notruf geht ein: Massenunfall auf der B56n mit zahlreichen Verletzten. Was in einem solchen Fall alles auf die Notaufnahme und das Krankenhaus zukommt, muss gut koordiniert werden. Exakt einstudierte Abläufe und Absprachen sind unerlässlich, wenn man diese komplexen und herausfordernden Situationen meistern soll. Hier gilt wie überall: Übung macht den Meister. Darum werden regelmäßig unangekündigte Übungen abgehalten, die den Ernstfall ganz realistisch proben.

Die letzte Übung hat unser Oberarzt der Zentralen Notaufnahme Dr. Maximilian Jäger, der auch als Notarzt tätig ist, entworfen und gemeinsam mit dem Rettungsdienst Heinsberg, der Leitstelle Heinsberg und Chefarzt Dr. Thomas Baltus, ebenfalls Notarzt, vorbereitet. Das Szenario war ein Zusammenstoß eines PKW mit einem Motorrad und daraus resultierenden weiteren Auffahrunfällen durch Gefahrenbremsungen und Ausweichmanöver. Die Alarmierung durch die Leitstelle über einen so genannten MANV (Massenanfall von Verletzten), erfolgte um 10.45 Uhr. Dabei wurde abgefragt, wie viele Patienten das Krankenhaus aufnehmen könne – und zwar auch konkret, wie viele schwer verletzte und wie viele leicht bis mittelschwer verletzte. Für diese Einschätzung werden Patienten in Kategorien eingeteilt (rot = schwer verletzt, gelb = mittelschwer verletzt, grün = leicht verletzt). Danach richtet sich dann auch die Reihenfolge der Behandlung.

Sofort nach Eingang des MANV-Notrufs trat der MANV-Plan in Kraft. Dazu gehört unter anderem: Bestimmung eines Kriseneinsatzleiters, Vorbereitung des Schockraums, Freimachung bzw. Räumung der Zentralen Notaufnahme, damit ausreichend Kapazitäten für Unfallopfer vorhanden sind, Bildung von Behandlungsteams für grüne, gelbe und rote Patienten und Vorbereitungen für das Eintreffen der Rettungswagen sowie Erweiterung des Personals durch Hintergrunddienste (Chefärzte/Oberärzte Chirurgie) und Hinzuziehung weiterer Pflegekräfte.

Das alles musste schnell organisiert werden, denn um 11:07 traf bereits der erste Patient ein. Bis 11:11 Uhr kamen die übrigen Patienten mit drei Rettungswagen. Darüber hinaus gab es aber auch noch unangekündigte Patienten. Diese hatten sich vom fiktiven Unfallort entfernt und kamen unangemeldet in die Notaufnahme. Dass sich Unfallbeteiligte selbst einweisen, ist keine Seltenheit. Darum wurde dies auch direkt in die Übung eingebaut. Weiterer Fallstrick: die plötzliche Verschlechterung eines zuvor als „grün“ eingestuften Patienten.

Es gab also viel zu tun und zu beachten für das Krankenhauspersonal, das in die Pläne nicht eingeweiht war. Nachdem aufgelöst wurde, dass es sich nur um eine Übung handelte, wurde in einer Feedbackrunde noch einmal besprochen, wie gut die Abläufe funktioniert hatten. „Die Übung war ein voller Erfolg für uns alle“, berichtet Dr. Maximilian Jäger. „Unser hausinterner MANV-Einsatzplan wurde befolgt, Alarmierungsketten waren bekannt und wurden korrekt eingesetzt. Das Personal hat trotz der Ausnahmesituation ruhig und professionell agiert. Wir hatten die Übung auf einen Samstag gelegt. So haben wir auf der einen Seite den Regebetrieb nicht groß gestört, konnten aber auch überprüfen, dass die Zentrale Notaufnahme ebenso außerhalb des Regelbetriebs schnell auf eintreffende Unfallopfer vorbereitet ist.“

„Durch realistische Übungen können wir unser Personal sehr effizient schulen und unsere Notfallkonzepte ständig weiterentwickeln, um noch besser und schneller helfen zu können“, bestätigt Dr. Thomas Baltus. „Der enge Austausch mit Rettungsdienst und Leitstelle hilft natürlich auch ungemein, Abläufe zu optimieren. Im Notfall kann ja theoretisch jede Sekunde, die man sparen kann, Leben retten. Da lohnt es sich doch, genau hinzusehen, was man noch besser machen kann!“

Wir sagen ganz lieben Dank an alle Beteiligten: die „Regisseure“ und die „Schauspieler“, die die Unfallopfer gemimt haben. Bis zum nächsten Mal!