Trauer zulassen: Figurentheater zeigt Familien mutige Wege zum Umgang mit Verlust

Förderverein der Palliativstation am Krankenhaus Heinsberg e.V. lädt ein

„Über die Trauer hinaus“ lautet der Titel des Figurentheaters von Sonja Lenneke, das am Samstag, den 04.11.2017 um 15.00 Uhr in der Cafeteria des Krankenhauses Heinsberg im Rahmen der Hospiz- und Palliativtage NRW aufgeführt wird. Auf kindgerechte Weise setzt sich die Künstlerin in diesem 50-Minuten-Stück ohne Worte, nur über die Handlung ihrer beiden Figuren, mit den Tabu-Themen Tod, Trauer und Verlust auseinander – und dies auf eine kindgerechte Art und Weise. „Kinder werden viel zu häufig vom Trauern ausgeschlossen“, weiß Birgit Süßenbach, Psychoonkologin am Städtischen Krankenhaus Heinsberg. Statistiken zeigen überdeutlich, dass Erwachsene dringenden Therapiebedarf zeigen, wenn sie in ihrer Kindheit Trauer nicht leben konnten oder durften. Mit ihrem Puppenspiel „Über die Trauer hinaus“ will Sonja Lenneke Familien helfen, sich kindgerecht mit dem Thema Verlust auseinanderzusetzen und zeigt eindrucksvoll Wege auf, die aus der Trauer hinausführen.

 

Auch für Kinder gilt: Trauer ist echt und darf sein

„In meinem Berufsalltag als psychosoziale Begleiterin erlebe ich leider sehr oft, dass Erwachsene viel Energie aufwenden, um ihre Kinder von Trauer fernzuhalten. Gespräche werden vermieden, Trauer wird bewusst nicht gezeigt. Dabei haben Kinder einen ganz offenen Umgang mit Trauer. Denn sie nehmen alles erst einmal wertfrei auf. Schmerzhafte Erfahrungen fehlen ihnen ja noch weitgehend. Darüber hinaus haben sie die Gabe, den Schmerz schnell wieder abzuschütteln. Wieder unter Freunden, ist er meist rasch vergessen. Ich kann allen Familien nur dringend empfehlen, authentisch zu bleiben, offen mit ihrer Trauer umzugehen. Verlust gehört nun mal zum Leben dazu. Davor können wir Kinder nicht ihr Leben lang bewahren“, appelliert die Expertin. Dabei betont sie, dass Trauer nicht nur die Verarbeitung von Tod bedeute, sondern auch andere Verlusterlebnisse des Lebens einschließe wie z.B. Trennung der Eltern, der Umzug in eine andere Stadt oder die Veränderung, die eine Krankheit mit sich bringe. „In Familien mit z.B. krebserkrankten Elternteilen kommt es auch ohne den Tod eines Elternteils zu schmerzhaften Veränderungen – etwa im Tagesablauf, der nicht mehr wie gewohnt organisiert werden kann. Auch die sichtbare körperliche Veränderung lässt sich vor Kindern nicht verbergen. Ein Grund mehr, die Kinder mit ihren Gedanken und Ängsten an dieser Stelle nicht allein zu lassen, indem man die Trauer tabuisiert“, so Süßenbach weiter. Dies kann auch Bärbel Windelen, Gemeindesozialarbeiterin des Caritasverbandes sowie Ansprechpartnerin und Beauftragte für Trauerpastoral in der Region Heinsberg, nur unterstützen. Gemeinsam mit Birgit Süßenbach sorgte sie für das Engagement des Figurentheaters. „Ich habe die Aufführung bereits einmal erlebt und kann dieses eindrucksvolle Erlebnis jedem nur wärmstens ans Herz legen“, wirbt Bärbel Windelen für die Inszenierung.

 

Eintritt frei, Anmeldung erforderlich

Das Puppenspiel „Über die Trauer hinaus“ ist als Familienstück konzipiert und für Kinder ab fünf Jahren in Begleitung eines Erwachsenen geeignet. Die Finanzierung der Aufführung übernimmt der Förderverein der Palliativstation am Krankenhaus Heinsberg. Für die Besucher ist der Eintritt frei. Da nur 45 Sitzplätze vergeben werden können, ist eine telefonische Anmeldung erforderlich bei Brigitte Klothen, Tel.: 02452 188-501.

 

Besichtigung der Palliativstation möglich

Vor der Aufführung des Theaterstücks sind Besucher ab 14.00 Uhr herzlich willkommen, sich die Palliativstation in Kleingruppen unter der Führung von Birgit Süßenbach und Chefarzt Dr. Hans-Georg Troschke, Ärztlicher Leiter, anzusehen – auch unabhängig vom Besuch des Figurentheaters. Treffpunkt für die Führungen ist die Cafeteria. „Im Rahmen der Palliativtage möchten auch wir die Gelegenheit nutzen, unsere Palliativarbeit bekannter zu machen und Berührungsängste abzubauen“, erklärt Heinz-Gerd Schröders, Geschäftsführer des Krankenhauses.

 

„Jeder Moment ist Leben“ – Hospiz- und Palliativtage NRW

Unter dem Motto „Jeder Moment ist Leben“ stehen die landesweiten Hospiz- und Palliativtage, die das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen (MGEPA) zum ersten Mal gemeinsam mit den regionalen Hospiz- und Palliativeinrichtungen durchführt. Anlässlich des Welthospiztages am 14. Oktober 2017 soll durch zahlreiche Aktionen in allen Regionen des Landes NRW auf aktuelle Änderungen und die Ausweitung hospizlich-palliativer Versorgungsangebote aufmerksam gemacht und die Hospiz- und Palliativarbeit noch weiter bekannt gemacht werden.