Stele zum Gedenken an die Heinsberger Juden auf Krankenhausgelände enthüllt

Geschäftsführer Heinz-Gerd Schröders gedenkt Zwangssterilisierten

Am Freitagabend wurde – genau 80 Jahre nach der Pogromnacht – auf dem Gelände des Krankenhauses Heinsberg die Stele zum Gedenken an die in Heinsberg lebenden Juden enthüllt. Denn genau an dieser Stelle hatte die Lohgerberei „Manasses Lues“ gestanden, in die die Heinsberger Juden vor ihrem Abtransport in Konzentrationslager zusammengetrieben worden waren.

Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister Wolfgang Dieder und einem Rückblick auf das Manasses Lues durch den Ersten Beigeordneten und Initiator Jakob Gerards gab Geschäftsführer Heinz-Gerd Schröders einen Überblick über die Rolle des Krankenhauses während des Nationalsozialismus. Dabei ging er insbesondere auf das „beschämendste Kapitel“ der Krankenhausgeschichte zwischen 1934 und 1944 ein. „In diesem Zeitraum wurden mehrere hundert Menschen – das waren vor allem körperlich und geistig beeinträchtigte Männer, Frauen und Kinder – im Heinsberger Krankenhaus zwangssterilisiert.“ Im damaligen Kreis Geilenkirchen-Heinsberg wurden nach entsprechenden Urteilen des zuständigen Erbgesundheitsgerichtes Geilenkirchen auf Anordnung des Gesundheitsamtes Geilenkirchen Zwangssterilisationen im Städtischen Krankenhaus Heinsberg durchgeführt. Da sich das Krankenhaus in staatlicher Trägerschaft befand, unterlag es der unmittelbaren Einflussnahme der Behörden. Unter dem Deckmantel der NS-Rassenhygiene-Gesetze wurden die Zwangssterilisationen seinerzeit vom verantwortlichen chirurgischen Chefarzt des Heinsberger Krankenhauses durchgeführt. „Auch er machte sich nach den uns vorliegenden Erkenntnissen bereitwillig – sowie auch die beteiligten Richter, Gesundheitsamtsbediensteten und Hausärzte – zu Erfüllungsgehilfen der unheilvollen NS-Gesundheitspolitik“, so Schröders. Und weiter: „Aus meiner Sicht ist es daher zwingend erforderlich, dass man das unbeschreibliche Leid der Zwangssterilisierten, das oft das ganze Leben dieser Menschen belastet hat, anerkennt. Immerfort muss an deren Schicksal erinnert werden.

Das Gedenken an die real existierenden Opfer aus Heinsberg und Umgebung, die in unserem Krankenhaus gequält und um ein unbeschwertes Leben gebracht wurden, muss uns und künftigen Generationen zur Wachsamkeit gegenüber rassistischen Ideologien mahnen. Und das scheint mir gerade in diesen Tagen mehr als angezeigt. Ich spüre, dass der Schatten der unheilvollen Vergangenheit immer noch über unserem Krankenhaus liegt. Ich bin aber auch froh, dass wir jetzt an diesem Ort, mit dieser Stele, den Opfern der nationalsozialistischen Gräueltaten, langfristig gedenken können. Schließlich war auch ein Arzt unseres Krankenhauses hierfür verantwortlich.“

Stele2018_3 Stele2018_2